Mittwoch, 2. Juni 2010

Der Anfang eines langen Tages …

Wie bereits neulich erwähnt, gab es wieder einmal einen Geschichtswettbewerb. Irgendwie konnte ich mir es dann doch nicht nehmen lassen, in letzter Minute auch einen eigenen Beitrag einzustellen. Das Thema war eine Kurzgeschichte mit rund 700 Wörtern über einen der eigenen Charaktere. Wer eher ein Forenmuffel ist, kann ihn sich auch hier ansehen …

Der Anfang eines langen Tages …

„Seht es als notwendiges Opfer auf unserem Weg nach Lothern. Wir können es uns nicht leisten, dass dieses Gesindel unsere Flanke im Osten Sapherys einbrechen lässt. Silberglas ist noch immer nicht gefallen und dieses unnütze Pack von Grünhäuten lässt sich weiterhin vor dessen Mauern abschlachten, anstatt sie zu umgehen.“

Fürst Garenth hatte gut reden … immerhin wurde nicht er dazu entsandt, eine Gruppe stinkender Grünhäute dazu zu bringen, einem Kampf aus dem Weg zu gehen. Ayleen war von der Idee nicht besonders begeistert. Es wurde heftigster Widerstand erwartet und niemand konnte weitere Hilfe entbehren. Genau aus diesem Grund wollte man auf die Meute grüner Gestalten setzen, um die Verteidiger von Saphery zu zerschmettern. Diese nutzten geschickt die etwas eigenwillige Natur der Grünhäute aus, indem sie ihnen ein Schlachtfeld nach ihren Regeln direkt vor deren Lager und unter den massiven Mauern boten. Die durchschnittliche Grünhaut interessierte eine kleine Chancenungleichheit natürlich nicht.

Ayleen sollte eine Gruppe Grünhäute direkt in deren Lager treffen und zusammen mit diesen die Verteidigungsstellungen von Silberglas umgehen, um so die auf den Mauern installierten Ballisten auszuschalten. Sicher wäre es irgendwie möglich, die Orks und Goblins dazu zu bringen.

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Das Lager selbst war inmitten der immergrünen Hügel leicht auszumachen. Es bot allerdings weniger den Anschein einer militärischen Befestigung. Vielmehr war es ein einziger Schlammhaufen, durchbohrt von unzähligen Pfählen und Baumstämmen, die mit primitiven Werkzeugen geschlagen  wurden. Die mit Tierfellen bespannten Behausungen erinnerten eher an Pferche als an die Unterkünfte halbwegs intelligenter Wesen. Um nicht zu lange verweilen zu müssen, begab sich die junge Hexenkriegerin zügig zu den größeren Hütten, wo sie die wartenden Grünhäute vermutete.

Während vor den Toren eindeutig Schlachtgetümmel zu vernehmen war, fand Ayleen hier allerdings nur zwei faul auf dem Boden herumlungernde Schamanen vor.

„Ey, du musst da Elfä sein! Ich bin da Skizag und da hint’n liegt da Ozza. Da liegt imma nua rum!“

Der Goblin mit der tiefgrauen Kapuze über seiner Stirn schien so aufgeregt zu sein, dass er die Hexenkriegerin nicht einmal zu Wort kommen ließ, während er auf sie zugewatschelt kam.

„Du bist bestimmt hia, um da Jungz zu da Glitzakramz zu führ’n! Da Jungz warten schon drauß‘n und du musst da sofort hin, bevor da andren Elf’n allez wegschaff’n könn’n!“

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Ayleen wollte gerade zu einem ihrer Dolche greifen, um der halben Portion einige Manieren beizubringen, als diese sie schon mit Hilfe ihres Stabes aus der Hütte hinaus gedrängt hatte. Den Goblin inmitten der anderen Grünhäute anzugreifen wäre sicherlich keine gute Idee gewesen, weshalb sich die Hexenkriegerin zurück hielt.

„Gnibbitz! Pieka! Da Elfä is da!“

Nur wenige Sekunden später standen bereits zwei Goblins sabbernd vor Ayleens Füßen. Eigentlich hatte sie mehr erwartet.

„Wo is da Kramz!?“ – „Jaaaah, wir woll‘n da Glitzakramz! Aaaallez!“

Während sie das Lager verließen wurde Ayleen klar, welche Art von Versprechungen den Grünhäuten gemacht worden waren. Die mit Speeren bewaffneten Grünlinge folgten ihr sofort auf Schritt und Tritt, ohne zu murren – immer mit einem gierigen Auge auf die Umgebung gerichtet.

Die Hochelfenstellung zeugte eindeutig von deren Leichtsinn und Überheblichkeit, denn abseits des geplanten Schlachtfelds waren nur sehr wenige Wachen anzutreffen. Nur eine von einem kleinen Trupp bemannte Adlerklaue sicherte den nördlichen Zugang. Auch wenn sich Ayleen sicher war, diese kleine Herausforderung im Alleingang bewältigen zu können, weihte sie die beiden Goblins ein, damit sie die dekadenten Vettern ablenken, um sie so verwundbarer zu machen.

Das dichte Unterholz entlang des kleinen Pfads gab Ayleen ausreichend Deckung, um die Hochelfenstellung ungesehen zu umgehen. Es war fast zu leicht, wie schnell sich die wenigen Hochelfen überwältigen ließen. Von der geplanten Ablenkung war allerdings überhaupt nichts zu sehen. Stattdessen vernahm die Hexenkriegerin kurz danach ein leises Gekicher von der ihr abgewandten Seite des nördlichsten Turms. Die Hexenkriegerin fasste sich angesichts dieses Anblicks fassungslos an den Kopf, auch wenn es sie nicht hätte überraschen dürfen.

„Schnell, Gnibbitz! Brech’s rauz! Da wird supa auf meinem Hauf’n!“ – „Nee, da iz‘ allez meinz! Ich hab’z gefund’n!“ – „Niiiix da!“

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Während die Goblins ihre Demontage eines edelsteinbesetzten Mosaiks fortsetzten, malte sich Ayleen aus, welche großartige „Hilfe“ die beiden weiterhin darstellen würden. Mit Sicherheit würde das spurlose Verschwinden der beiden Streithähne – und vor allem das Ausbleiben des „Glitzakramz“ – den Beziehungen zu den Grünhäuten schaden. Ein Verrat würde man zudem wohl ihr anlasten, weshalb sie die Zähne zusammenbiss und damit begann, die Grünhäute an ihren Ohren weiter zu zerren.  Ein langer Tag hatte gerade erst seinen Anfang genommen …

An der Stelle ein dickes Danke an die zankenden Gits aus dem Gildenchat des Warlord Clans – ohne euch wäre mir das Ganze sicherlich nicht eingefallen.

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